Mein Heimatort Palfau liegt in der Obersteiermark, nördlich von Hochschwab und Gesäuse und ist für mich der Mittelpunkt der Welt 😊
Respektlos werde ich oft geneckt, dass der Mittelpunkt dann wohl ein ziemlich weißer Fleck sei. Das ist nicht ganz falsch, es gibt viel Gegend hier. Und das mag ich ehrlich gestanden sehr, sehr gerne.
Nachdem ich nun Hüttenwirtinnenruheständlerin bin, ein wahrlich langes Berufsleben versteckt sich hinter dem ebenso langen Wort, nehme ich mir neben meiner Familie, die viele Jahre zurückstecken musste und der Lodge150 in Palfau, auch wirklich Zeit für mich.
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Die Liebe zum Hochschwab, das grossartige Plateaugebirge im Osten Österreichs ist mir quasi in die Wiege gelegt.
Bei meinen ersten Wanderungen im Hochschwabgebiet wurde ich von meiner Mama Anni und ihrem Vater, meinem Eisenerzer Opa im Rucksack getragen. Kindertragen gab es in den 60er Jahren bei uns noch nicht. Aber glücklicherweise schon Eltern und Großeltern, die ihre Kleinkinder zum Wandern, zum Hechgehen, wie man auf Obersteirisch sagt, mitgenommen haben.
Meine Mutter hat mir diese Touren so oft und lebhaft geschildert, dass ich das Gefühl habe, mich wirklich bewusst zu erinnern.
Ich bin in der Seeau, am Leopoldsteinersee in Eisenerz schon früh gestartet und in unberührter Einsamkeit über den Schuss und Fobis, Antroth und Herndlalm zur Sonnschienhütte gewandert.
Zwar war ich im Winter regelmäßig in Palfau und kenne einige Schi und Wandertouren in meiner Heimat, aber für weitere Ausflüge in den weitläufigen Hochschwab hatte ich in meinem aktiven Hüttenwirtinnenleben nicht die Zeit.
Darum habe ich auf diesem erinnerungsreichen Weg sehr bald entschieden, nicht nur 2 , sondern 3 Tage unterwegs zu sein.
Im Gedanken war ich tief versunken in Erinnerungen, die ich aus den Erzählungen meiner Mutter kenne und die so nahe sind, dass ich trotz des teilweise steilen Anstieges und des weiten Weges innerlich jubilierend immer wieder ein Almlied auf den Lippen hatte.
Am 1. Tag bin ich etwa 16 km und 1200 hm marschiert. Nach der Einkehr bei den freundlichen Almleuten ( Hoitern) auf der Antroth und Herndlalm bin ich wohlgelaunt auf der Sonnschienalm angekommen.
Am 2.Tag bin ich von der Sonnschienalm über den Hochschwabgipfel (2277m) zum Schiestlhaus gewandert.
Der Weg (12 km; 1000 hm) über das weitläufige Hochplateau hat es in sich, besonders bei der sommerlichen Hitze.
Die Landschaft ist jedoch so großartig, dass man wirklich – fast – die Mühen vergisst. Kaum nehme ich mir Zeit zum Rasten, weil hinter jedem Mugel eine weite Aussicht wartet. Manchmal habe ich mich einfach staunend im Kreis gedreht und überall war Gegend, nichts als pure, weitläufige Gegend. Keine Enge der Täler mehr, nur mehr Weitsicht.
Ich bin ganz schön müde aber glücklich am Schiestlhaus angekommen. Es war ein genialer Wandertag mit Weitblicken und so viel meditativer Zeit, dass sich bald alle Gedanken verflogen haben und nur mein Gehen übrig war. Selten habe ich mich so befreit gefühlt und habe eine der kürzesten Nächte des Jahres wunderbar verschlafen – in einem wirklich bequemen Bergsteigerlager.
Der 3 Tag meiner Wanderung hat mich in 13,5 km mit knapp 400 hm Auf und 1300 hm Abstieg vom Schiestlhaus ( 2160m) über die Alfenzer Staritzen zum Seebergsattel (1250 m) geführt.
In dieser abgeschiedenen Ostseite des Hochschwabs setzt sich die unendliche Weite des Gebirgsstock fort und ist das beliebteste Rückzugsgebiet der Steinböcke. Da liegen diese mächtigen Tiere gemächlich in Wiesen mit feinsten Alpenblumen und posieren sich prächtig dem staunenden Menschenkind.
Am Seebergsattel bin ich nach 3 beeindruckenden Tagen wieder auf einer Straße angekommen und habe den Hochschwab von Westen nach Osten durchquert.
Mitten in Österreich, auf dem klein wenig weißen Fleck der touristischen Landkarte ist ein Erlebnis wie dieses noch möglich. Und ich scheue es nicht, dieses Kleinod preiszugeben.
Wer diese Wege geht, hat sich das Hiersein wohlverdient. Wanderer, wie das deutsche Ehepaar Ute und Stefan und die junge Alicia, die den Ost – West Wanderweg E1 gehen oder die 3 netten niederösterreichischen Hechgeher, mit denen ich über die Aflenzer Staritzen gegangen bin, sind gehstarke Individualisten, die behutsam mit dem Kleinod umgehen. Für Mainstream und overtourism sind die Wege zu weit.
Die Almleute, Hoiter auf steirisch, vertreten die Meinung, dass man 3 Leben braucht, um alle Steige im Hochschwab zu gehen.
Ich bin schon glücklich und froh darüber, diese wunderbare Durchquerung gemacht zu haben…..
….und unglaublich dankbar noch am Ende des Tages im Lunzer See baden zu gehen.
Danke.Leben