Shambu, Wangdi und Lakpa, unsere langjährigen Freunde und Begleiter bei vielen Trekkingtouren leben mit ihren Familien in Chittre, einem Dorf auf etwa 2200m oberhalb von Jiri. Ich war schon oft hier und habe diese beschauliche ländliche Gegend lieb gewonnen. Alle werden satt hier, aber die Uhren, sofern vorhanden, ticken langsamer.
Mein Vater Adi hat in Chittre mit seinem Trekking Guide und Freund Shambu ein neues Haus für seine Familie gebaut. So ist Shambu zum geschickten Handwerker geworden und das ganze Dorf profitiert von seinem Können und dem vorhandenen Werkzeug. Mein Bruder Martin hat mit seinen Freunden nach Papas Tod die Sanierung des Hauses nach dem Erdbeben übernommen und hat noch den ganzen Weiler mit einer neuen Wasserleitung versorgt. Wir haben sozusagen schon Familienwurzeln hier.
Gemeinsam mit Willi Jungmeier und meinem Onkel Franz Huber haben wir mit Spendengeldern auch die vom Erdbeben total zerstörte Primary School des Dorfes wieder aufbauen lassen.
Ich habe von hier aus auch schon einige Touren unternommen, führt doch der alte Everest Weg direkt hinter Shambus Haus vorbei.
Alle großen Expeditionen ins Everest Gebiet mussten bis Anfang der 70er Jahre diesen Weg von Jiri über Junbesi nach Namche nehmen, um zum Berg zu kommen. Nach der Eröffnung des Flughafens in Lukla war der lange Anmarsch durch das Solu Gebiet nicht mehr nötig und der beginnende Touristenzulauf nahezu vorbei. Somit ist die Region beschränkt auf ihre landwirtschaftliche Ausrichtung sehr authentisch geblieben. Bescheiden, aber nicht arm.
Für mich ist es hier das beste Umfeld, um nach turbulenten Hüttensommern am Hans-Berger-Haus Energie und Einsamkeit zu tanken.
Die diesjährige Tour beginnen wir mit der Besteigung des Cherdung, des 3700 m hohen Hausberges von Jiri/ Chittre. Das Panorama am unscheinbaren Cherdung ist sehr beeindruckend. Der Gaurishankar im Rolwang Himal beherrscht die Szenerie, aber man kann die Himalayaberge bis zum Dhaulagiri ganz im Westen sehen.
Vom Cherdung steigen wir erst über einen aussichtsreichen Bergrücken, dann mühsam durch unwegsames, steiles Waldgelände ab. Abenteuerlich ist der Weg, bis wir nach 2 Tagen im hintersten Khimti Khola wieder die Talsohle von 2200m erreichen.
Nach der Flussüberquerung steigen wir 2 Tage einen steilen Bergrücken in Richtung Jatta Pokhari hinauf.
Der Weg zur Jatta Pokhari wird nur im Juli anlässlich eines Festes begangen. In der restlichen Zeit des Jahres verirrt sich kaum jemand hier her.
Der Aufstieg hat es in sich. Wir steigen wieder steil auf 4500m bis zum Panch Pokhari, einen ebenso schönen, wie heiligen See auf. Es ist kein Irrtum, niemand liest falsch, auch ich schreibe richtig.
Christoph und ich sind bei dieser Reise zu einem weiteren Panch Pokhari, das übersetzt 5 Seen heißt aufgestiegen! Es gibt mindestens so viele gleiche Ortsbezeichnungen wie Namen, was leicht zu Missverständnissen führen kann.
Diese Wanderung zum 2. Panch Pokhari besticht nicht durch große Höhe, nicht durch die greifbare Nähe zu den ganz hohen Himalayaberge, sondern durch die nahezu unberührte Einsamkeit der Mittelgebirgslandschaft.
Nach 7 Wandertagen kommen wir in der schönen Siedlung Garjang wieder in bewohntes Gebiet.
Die beiden Holzfäller, denen wir am 3 Tag der Wanderung begegnet sind, waren die einzigen Menschen, die wir unterwegs getroffen haben. Kein Produkt Placement,- Wirklich eine Stihl Motorsäge! Oder Chinese Made?
Wer wundert sich nun, mit welchen Schuhen ich diese Wanderung gemacht habe?
Didi, heißt übrigens große Schwester. So werde ich von meinen Freunden in Nepal genannt, auch als ich noch viel jünger als nahezu 60 war.
Danke Leben für diese Tage.